Im Hinblick auf die aktuellen Verschärfungen der Corona-Schutzmaßnahmen wandte sich Regionalbischof Klaus Stiegler am Mittwoch, 15. Dezember 2020, an die kirchlichen Mitarbeitenden:
„Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kolleginnen und Kollegen,
es war ein intensives Ringen und Abwägen seit Sonntagnachmittag, im Landeskirchenrat, in der Konferenz der Dekaninnen und Dekane, unter den Regionalbischöfinnen und -bischöfen, im direkten Kontakt mit Menschen aus unseren Gemeinden und dann auch in intensiven Gesprächen mit der Staatsregierung.
Wie handeln und entscheiden wir in diesen Tagen verantwortlich? Vor unserem Auftrag als Kir-che und als Akteure in unserer Gesellschaft.
Eben haben wir uns im Landeskirchenrat auf folgende Erklärung verständigt:
In der evangelischen Kirche in Bayern werden am Heiligen Abend viele Gottesdienste gefeiert werden – alle im Rahmen der staatlichen Bestimmungen und erforderlichen Schutzkonzepten. Darüber freuen wir uns.
Die Bayerische Staatsregierung hat bekannt gegeben, dass die strikte Ausgangssperre ab 21 Uhr auch am Heiligabend gelten soll. Damit müssen die zu späterer Stunde stattfindenden Christmetten und Christvespern abgesagt werden. Das ist für uns ein schmerzlicher Eingriff. Trotzdem nehmen wir es hin und sehen es als Teil einer großen Kraftanstrengung, in der wir alle zusammenhelfen, um auf die Herausforderungen der Pandemie mit wirksamen Mitteln verantwortlich zu reagieren.
Viele Menschen müssen jetzt massive Einschränkungen hinnehmen, die sehr weh tun. Sie brauchen gerade jetzt Stärkung und Hoffnungsbotschaften. Deswegen ist die Weihnachtsbot-schaft gerade jetzt so wichtig. Denn im Kern ist sie die große Hoffnungsbotschaft.
Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm: „Jenseits aller Einschränkungen, auf die wir uns bei den Weihnachtsgottesdiensten einstellen müssen, steht fest: die Weihnachtsbotschaft wird ihren Weg in unsere Herzen finden. Seit Wochen schon wird daran liebevoll gearbeitet. Die Weihnachtsgottesdienste werden auf vielen Kanälen stattfinden, digital, gestreamt, per Youtube, im Fernsehen, als Gottesdienst to Go, mit liebevoll vorbereiteten Angeboten, im klei-nen oder ganz kleinen Hausstand, und natürlich auch mit vielen, sorgfältig vorbereiteten Präsenzgottesdiensten in großen und kleinen Kirchen, oft drinnen, manchmal im Freien – immer im Rahmen der staatlichen Vorgaben und mit einem guten und erprobten Hygiene- und Schutzkonzept, das auch Anmeldungen am Heiligen Abend mit einschließt. Im Lichte dieser bewährten Schutzmaßnahmen ist das Feiern dieser Gottesdienste auch zu verantworten. Das alles wird dafür sorgen, dass auch dieses besondere Weihnachten für viele Menschen zur Kraftquelle in schwerer Zeit wird. Der große gemeinsame Wille zur Eindämmung des Virus ist in diesem Jahr Teil des Weihnachtsfestes und seiner Botschaft. Denn die Liebe und die Hoff-nung die mit dieser Botschaft verbunden ist, wird darin konkret, dass wir Rücksicht aufeinan-der nehmen und Leben schützen.“
Im Ringen um einen zu verantwortenden Weg in diesen Herausforderungen steht unserer Überzeugung nach die Sehnsucht und das Bedürfnis vieler Menschen nach einer gottesdienstlich gestalteten Zeit der Besinnung, des Hinhörens auf den Sinn und die Botschaft des Weihnachts-festes nicht im prinzipiellen Widerspruch zum Bedürfnis nach Sicherheit und Bewahrung der Gesundheit.
Dort wo das nicht gelingen kann, oder als nicht verantwortbar eingeschätzt wird, werden sicher auch Gottesdienste abgesagt werden müssen. Aber an sehr vielen Orten wird es gelingen.
Wichtig wird es dabei sein, dass die jeweils vor Ort gefundene Entscheidung dann so formuliert ist, dass sie damit nicht anders getroffene Entscheidungen als nicht verantwortbar angreift.
Noch einmal deutlich gesagt:
Natürlich schmerzt es uns, wenn durch die Ausgangssperre ab 21:00 Uhr die Christmetten frü-her am Abend gefeiert oder auch abgesagt werden müssen. Aber das gehört für uns zu den Konsequenzen des Abwägens und deshalb respektieren wir schweren Herzens die strikte Ausgangssperre auch für unsere Gottesdienste und nehmen sie hin.
Natürlich schmerzt es, wenn manche der wirklich großartigen Ideen der letzten Wochen sich jetzt nicht mehr umsetzen lassen. Aber deshalb verstummen wir nicht.
Natürlich ist es eine Herausforderung, schon im Vorfeld durch die verschiedenen Möglichkeiten der Anmeldung sicher zu stellen, dass es zu keinen Überfüllungen kommt, aber es ist möglich, um nicht zu sagen: „Wir schaffen das.“
Natürlich vermissen viele von uns das Singen der vertrauten Lieder, aber das bedeutet nicht, dass wir „O du fröhliche“ oder „Stille Nacht“ oder andere Lieblingslieder nicht hören können – nur eben anders.
Wir wissen aus vielen Berichten und eigener Erfahrung, welche zusätzliche Belastung dies für viele Haupt- und Ehrenamtliche – insbesondere mit der erforderlichen Anmeldung am Heiligen Abend - bedeutet und überlegen deshalb auch, welche Unterstützung vor Ort helfen könnte.“