Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit

Pfingstliche Predigt von Regionalbischof Klaus Stiegler zur Einweihung der Jesuskirche in Vohburg am Freitag 29. Mai  2020:

Liebe Gemeinde,
wir feiern heute die Einweihung der neuen Jesuskirche in Vohburg. Am Freitagabend vor dem Pfingstfest möchte ich unsere Gedanken dabei um ein pfingstliches Wort sammeln: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7) Wir werden erinnert, dass wir Menschen von Gott Beschenkte sind. Seinen Geist hat er uns gegeben. Er wohnt ins uns. Und wird nicht müde uns anzurühren, zu inspirieren und auszurichten.

Von daher ist die Einweihung Ihrer neuen Jesuskirche selbst ein pfingstliches Ereignis. Kraft, Liebe und Besonnenheit waren notwendig auf dem Weg zur neuen Jesuskirche. Bei den Menschen, die sich dieser Aufgabe verantwortlich angenommen haben, und dann erlebt haben, wie der Kirchenneubau zu ihrem Herzensanliegen geworden ist. Vor mehr als zehn Jahren begannen die Überlegungen, Planungen und Diskussionen im Kirchenvorstand und in den Gemeindeteilen. Der Spatenstich war im April 2018. Ich möchte persönlich und namens der Bayerischen Landeskirche herzlich allen danken, die sich mit Herzblut und Sachverstand, mit Kraft und Leidenschaft über diesen langen Zeitraum hinweg dieser Aufgabe angenommen haben. Allen voran den Damen und Herren im Kirchenvorstand, stellvertretend für alle danke ich namentlich Pfarrer Wemhöner für sein außerordentliches Engagement.

Wieviel Kraft war notwendig in manchen hitzigen Diskussionen! War doch der Neubau in Vohburg nur möglich, weil die Kirche in Geisenfeld aufgeben worden ist. Und immer war es der Geist Liebe, der am Werk war. Der Liebe zu Gott, zum Evangelium, zur Kirche und keineswegs zuletzt zu den Menschen. Die Jesuskirche ist ein Ort, wo das Evangelium seine Kraft für die Menschen entfalten wird. Wo Menschen immer wieder inspiriert werden, Gott, den Nächsten und sich selbst zu lieben.

Und nicht zuletzt war es der Geist der Besonnenheit, der bei Ihnen sein Werk getan hat. Besonnen und klug, phantasievoll und geerdet haben Sie eine neue Kirche gebaut. Zeitgemäß, einladend und zukunftsträchtig umgibt sie uns. Nachhaltig und ökologisch ist sie konzipiert. Die Einweihung der Jesuskirche in Vohburg ist ein pfingstliches Ereignis, weil Gottes Geist viele Menschen auf dem langen Weg zum Neubau gestärkt hat.

 Programmatisch für Ihre neue Kirche ist der Name. Sie heißt Jesuskirche. 50 Tage nach Ostern hat er in Jerusalem seine Jünger an Pfingsten zu Aposteln gemacht, sie in die Welt hinausgesandt. Ernüchterten, enttäuschten und verunsicherten Menschen eröffnet hat er eine neue Lebensperspektive. Verschlossene Türen gehen auf. Er verkündet Frieden hinein in ungläubige Gesichter.

 Als Gesandte des Auferstandenen machen sie sich auf in die Länder ums Mittelmeer im Nahen Osten. In Nordafrika, Kleinasien, Griechenland und Rom, Herz der damaligen Weltmacht, entstanden Gemeinden des neuen Glaubens. Pfingsten ist der Geburtstag der Christenheit. An Pfingsten schauen wir auf diese Anfänge zurück. An Pfingsten feiern wir aber auch, dass dieser Geist noch immer kraftvoll unter uns am Werk ist – und bleibt.

 Mitten im Wirrwarr der großen Lebensfragen erweist sich der Heilige Geist als kreative und ideenreiche Lebens- und Hoffnungskraft. Daran werden wir erinnert, wo wir uns gerade aufgrund der Corona-Krise langsam an den Mund-Nasenschutz gewöhnen. Und gleichzeitig spüren wie unsicher und ungewiss das Leben ist, mit allen Sorgen um unsere Gesundheit, um den Arbeitsplatz, um die wirtschaftliche und politische Entwicklung.

 „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Ihre neue Kirche in Vohburg ist ein Ort, wo Menschen von diesem Geist berührt werden und so neue Kraft zum Leben empfangen. Die Jesuskirche in Vohburg ist ein hotspot des Heiligen Geistes. Welch ein großes Geschenk, welch ein Segen für die Menschen, mitten in Corona-Zeiten, aber ganz gewiss auch darüber hinaus.

 AMEN