Dekanatsfusion Cham, Sulzbach-Rosenberg und Weiden

Dekanatsfusion
Bildrechte Susanne Götte

Aus drei evangelischen Dekanaten in Nordostbayern wird eines.

Seit 1. Juli 2024 gehören die Dekanatsbezirke  Cham, Sulzbach-Rosenberg und Weiden zusammen und bilden damit das größte Flächendekanat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Mit einem Festgottesdienst am Samstag, den 13.Juli 2024 um 16 Uhr in der Christuskirche in Sulzbach-Rosenberg wird die Fusion offiziell besiegelt.
Die Leitung des neuen Großdekanates haben Dekan Thomas Guba aus Weiden und Dekanin Ulrike Dittmar für die Region Süd von Sulzbach-Rosenberg bis Cham. Regionalbischof Klaus Stiegler aus Regensburg führt sie im Festgottesdienst in ihre Ämter ein.

Zwischen Arber und Rauhem Kulm leben aktuell rund 70.000 Evangelische in 69 Kirchengemeinden. Die Fläche umfasst 7.435 km². Das Gebiet reicht von Waldsassen im Norden bis Zwiesel im Südosten und von Etzelwang im Landkreis Amberg-Sulzbach bis zur tschechischen Grenze. Es umfasst sechs Landkreise sowie die Kreisfreien Städte Amberg und Weiden. Der größte Teil gehört zur Oberpfalz, aber auch der niederbayerische Landkreis Regen ist dabei, ebenso zwei Gemeinden, die im oberfränkischen Landkreis Bayreuth angesiedelt sind.
Das neue Dekanat mit dem offiziellen Namen Cham/Sulzbach-Rosenberg/Weiden gehört zu den ersten, die mit den Umstrukturierungen in der bayerischen Landeskirche ernstmachen. Denn aus derzeit 66 Dekanatsbezirken, sollen bis 2032 44 werden.
In der Rekordzeit von weniger als einem Jahr schafften es die Verantwortlichen in Ostbayern, die Weichen für eine Fusion zu stellen und dabei alle wichtigen Akteure mitzunehmen.

Regionalbischof Stiegler sieht deshalb in dem Zusammenschluss ein wichtiges Zeichen für die zukünftige Gestaltung des kirchlichen Lebens. „Als kleiner werdende Kirche gilt es, kluge und zukunftsträchtige Strukturen zu schaffen. Der Rückgang an Mitgliedern, Finanzen und Personal fordert uns als Kirche stark heraus. Wir brauchen innovative Ideen und mutige Entscheidungen.“

Dass es dabei vor allem um die Botschaft der Kirche geht, macht Dekanin Ulrike Dittmar deutlich: „Unser Glaube und die Kirche haben eine starke Botschaft. Die Struktur der Kirchen ist an vielen Punkten in der Vergangenheit geblieben. Das hat Halt und Sicherheit gegeben, aber in der sich schnell verändernden Gesellschaft brauchen wir andere Wege.“
Und diese sieht sie in erneuerten Strukturen, die Bürokratie und Verwaltung bündeln und es ermöglichen, kooperativ zu arbeiten.
Pfarrerinnen und Pfarrer sollen wieder mehr Zeit dafür haben, nahe bei den Menschen zu sein. „Eine Frage ist, wie können Menschen heute Zugang zu dieser Botschaft bekommen? Die Antwort quer durch alle Untersuchungen lautet:  durch Nähe und persönliche Kontakte. Dadurch, dass man zu ‚seinen‘ Pfarrerinnen und Pfarrern noch eine Beziehung aufbauen kann. Der Ort, wo das geschieht, kann ein Stadtfest, das Internet, eine Wanderung genauso sein wie ein Gottesdienst oder eine Seelsorgebegegnung.“

Für das Leben in den Kirchengemeinden vor Ort sieht Dekan Thomas Guba deshalb einige Vorteile: „Größere Dekanate stellen sicher, dass wir weiterhin die Menschen vor Ort gut betreuen können, denn im Hintergrund arbeiten viele in den Werken und Diensten und in der Verwaltung mit. Durch unsere Größe können wir diese Arbeit tun, kleinere Dekanate kommen hier an personelle und finanzielle Grenzen.“

Auch Karl Georg Haubelt, der sich seit 1997 ehrenamtlich als 2. Vorsitzender im Dekanatsausschuss Sulzbach-Rosenberg engagiert findet, erhofft sich positive Effekte für die Kirchengemeinden. Dabei hat er den Raum Vohenstrauß-Oberviechtach-Neunburg vorm Wald und die Gemeinden im Naabtal im Blick, wo bisher die Dekanatsgrenzen eine Zusammenarbeit erschwert hätten. „Auch zwischen Grafenwöhr und Sulzbach-Rosenberg bestehende Bezüge können aufbrechen, Kirchenmusik, Bildung und Jugendarbeit schöpft aus mehr Quellen als bisher.“
Er ist überzeugt, dass die Fusion die richtige Entscheidung ist: „Hier wächst zusammen, was geschichtlich früher schon beieinander gewesen ist und wo man sich auch kennt und ganz ähnlich tickt.“
Dass die große Ausdehnung des Gebietes eine Herausforderung darstellt, ist allen Beteiligten klar. Die Dekanatskonferenzen der Hauptamtlichen sollen deshalb nur ca. viermal jährlich mit allen gemeinsam stattfinden und dazwischen in den Regionen. Der Dekanatsausschuss wird, wie manch andere Arbeitsgruppe auch, gelegentlich per Videokonferenz tagen, um die Entfernungen zu überbrücken. Auch bei der Synode stehen Veränderungen an. Weil die Zahl der Delegierten aus Cham, Sulzbach-Rosenberg und Weiden gemeinsam den Rahmen sprengen würde, soll im Herbst ein Beschluss zur Änderung der Zusammensetzung gefasst werden.

Susanne Götte