epd-Interview: Die Ökumene geht weiter

Drei Fragen an Regionalbischof Hans-Martin Weiss, Vorsitzender des Arbeitskreises christlicher Kirchen in Bayern (AcK)

Regensburg (epd). Der Regensburger evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss und Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in Bayern, Hans-Martin Weiss, hat im September am ökumenischen Gottesdienst mit Papst Benedikt in Erfurt teilgenommen. In seiner Predigt und auch beim Treffen mit Spitzen der evangelischen Kirche sparte Benedikt XVI. theologische Streitfragen aus. Konkrete Ergebnisse im Dialog der christlichen Kirchen wurden nicht erreicht. Und dennoch müssen Christen weiter alles tun für die Ökumene, sagt der Theologe Weiss. Mit dem Regionalbischof sprach Dirk Johnen.

epd: Herr Regionalbischof Weiss, was nehmen Sie von den Worten Benedikts mit für Ihre Arbeit als evangelischer Theologe und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen (AcK) in Bayern?

Weiss: Der Gottesdienst war geistlich sehr intensiv. Das Spirituelle war auch in der Predigt von Papst Benedikt zu spüren und zu hören. Seine Worte in Bezug auf Martin Luther waren jedoch wohl eher für theologisch gebildete Menschen verständlich.

epd: Welche Bedeutung hatte die gemeinsame Feier an historischer Wirkungsstätte des Kirchenrefomators Martin Luther für evangelische und katholische Christen?

Weiss: Die Wahl des Gottesdienstortes im Augustinerkloster ist meiner Ansicht nach eine Anerkennung des Vatikans gegenüber der geistlichen Substanz der Reformation und auch der Person Martin Luthers. Luther hatte große Fähigkeiten, von Jesus Christus zu reden und das Leben nach ihm auszurichten. Sein Wirken ist heute noch spürbar in Gottesdiensten, in Kirchenliedern, in theologischen Texten für den Unterricht und für Hochschulen. Papst Benedikt XVI. beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit Martin Luther. In Erfurt hat er die die spirituelle Tiefe Luthers erwähnt und seinen eigenen kritischen Blick auf ihn zurückgestellt.

epd: An den Ökumene-Gipfel mit dem Papst waren viele Erwartungen geknüpft worden für die weitere Annäherung der beiden großen Kirchen und auch für die religiöse Praxis wie etwa beim Abendmahl. Papst Benedikt hat aber kein "ökumenisches Gastgeschenk" mitgebracht. Wird die Ökumene nun darunter leiden?

Weiss: Die deutliche Erklärung des Papstes, dass der Glaube nicht verhandelbar sei, hat natürlich Enttäuschungen ausgelöst. Vor allem Katholiken waren darüber frustriert. Dieser Teil der Papstpredigt ist somit auch keine Ermunterung für die Ökumene für Ort. Deutlich ist damit auch geworden: das gemeinsame Abendmahl liegt in weiter Ferne, aber die Sehnsucht und das Drängen danach bleibt wichtig auch für die Arbeit der AcK in Bayern. Als Zeichen Roms wünsche ich mir, dass der Vatikan künftig die scharfen Sanktionen aus der Abendmahl-Enzyklika entschärft. Um in der Ökumene voranzukommen, müssen wir Christen beharrlich weiter alles tun für eine Annäherung der beiden großen Kirchen. Das wünschen sich viele Ökumeniker, die ich getroffen habe.